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Das Zeug zum Erinnern.

Unsere Beziehung zu Objekten und uns selbst

Dinge sind Objekte, mit und aus denen wir etwas „machen“. Egal, ob Kleidung, Spielzeug, Maschinen, Utensilien oder Kisten voll mit Krimskrams – sie alle können Erinnerungen, Geschichten und Erfahrungen aktivieren, die für das Individuum und Kollektiv von Bedeutung sind. So begegnen wir in unserem Alltag Gegenständen, durch die sich uns unvermittelt eine Erinnerung aus unserer Kindheit, dem vergangenen Sommerurlaub oder dem Besuch bei den Großeltern aufdrängt. Mit anderen Objekten sind ganze Kulturgeschichten verbunden. Sie stehen dann symbolisch für bestimmte Personengruppen oder eine Ära, wie beispielsweise der Trabant – oder auch „Trabi“ –, der zu seiner Einführung als „Volks“-Wagen der DDR gefeiert worden war, doch durch seine Produktionsschwierigkeiten und Lieferengpässe zu einem Sinnbild der stagnierenden Wirtschaft des Landes wurde.

06.11.22
12.02.23

In manchen Fällen imaginieren wir aber auch vermeintliche Erinnerungen und lassen Bezüge zu einem Gegenstand entstehen, die erst durch unsere Vorstellungskraft kreiert worden sind. Dinge sind, so beschreibt es Sherry Turkle treffend, „Güter zum Denken und gut zum Denken“. Die Beziehung des Menschen zu Objekten ist also eine Geschichte des Menschen zu sich selbst. Die Ausstellung beleuchtet ebendiese Verbindung zwischen dem Menschen und dem Objekt sowie deren Grenzen und Potenziale. Dabei offerieren uns die gezeigten Kunstwerke auf vielfältige Weise die Möglichkeit, die unterschiedlichen Funktionen von Objekten für unsere Erinnerungsprozesse zu erforschen. Sie geben persönliche Einblicke in die Biografien der Künstler*innen, untersuchen die Materialität historischer Diskurse, fordern unsere eigene Gedächtnisfähigkeit heraus und zeigen auf, wie durch unser Zutun Objekte erst „das Zeug zum Erinnern“ gewinnen. Manche der präsentierten Kunstwerke untersuchen die mensch-gemachte Materialität des Objekts und fragen, inwiefern die Nutzung eines Gegenstandes nicht nur Verschleißspuren entstehen lässt, sondern ebenso Spuren von Geschichten. Andere widmen sich der Beziehung von Gedächtnis, Wissen und Imagination. Sie fordern uns auf neue Sinnzusammenhänge entstehen zu lassen, wenn unser Wissen an seine Grenzen stößt. Und auch nationalen und transnationalen Erinnerungskulturen wendet sich eine Auswahl an Kunstwerken zu. Hierbei spielen oft Künstler*innen als Nachfahren von Zeitzeug*innen eine wichtige Rolle.

Was die präsentierten Kunstwerke eint, ist ihre Fähigkeit uns erinnern, imaginieren und staunen zu lassen. Sie zeigen uns auf, wie sehr unser Umgang mit Objekten vor allem etwas über uns selbst aussagt.

Teilnehmende Künstler*innen: Christian Boltanski, Jan Borreck, Sarah Cwynar, Cinzia Delnevo, Sinje Dillenkofer, Johannes Gramm, Chris Harrison, Damian Michael Heinisch, Barbara Iweins, Michaela Putz