12. Juni - 25. September 2022
Der Bau. Hommage an Kafka ¬
12. Juni – 25. September 2022
„Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen.“ Mit diesem Satz beginnt Franz Kafkas Erzählung von 1923/24. Im Verlauf seiner Fragment gebliebenen Kurzgeschichte nimmt uns Kafka mit auf eine Reise durch ein System höhlenartiger Gänge und Plätze. Diese wirken mitunter als Orte der Zuflucht oder sie erscheinen als potenzielle Gefahrenstätte. „Der Bau“ kann somit Rückzugsort und Bedrohung zugleich sein.
Die Ausstellung will genau dieses Wechselspiel abbilden. Sie möchte der Mehrdeutigkeit und den unterschiedlichen Zuschreibungen von Räumen Rechnung tragen: Die Schule kann als eine Umgebung der Bildung, aber auch der Unterordnung oder Zurechtweisung wahrgenommen werden; das Fußballstadion als ein Ort der Ekstase, oder auch der negativen Gefühlsausbrüche bis hin zur Gewalt; der Uterus als eine Hülle, die uns neun Monate hindurch nährt, wärmt, heranreifen lässt, um uns dann aber auf umso brutalere Weise in die kalte Welt zu entlassen.
Die künstlerisch inszenierten Räume wollen nicht nur ein Spektrum an Gefühlslagen zwischen Gemütlichkeit und Beklemmung hervorrufen. Sie laden uns ein, über zentrale gesellschaftliche Fragen zu reflektieren: Wie leben wir zusammen und auf welche Weise können Räume, Plätze und Orte zu echten Begegnungen beitragen? Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Medialisierung will die Ausstellung auch dazu anregen über Kategorien, von analog und digital nachzudenken.
Mit Kafkas Erzählung können wir also gesamtgesellschaftlich relevante Fragen aufgreifen und vielleicht auch ganz neu stellen. Die Antworten auf diese Fragen werden auf Grund individueller Erfahrungen sehr unterschiedlich ausfallen. Die spannende Frage, ob wir die Räume, die wir uns einrichten – auch die sozialen oder politischen –, als beklemmend oder wohlgelungen empfinden, führt uns wiederum zu Kafkas Einleitung zurück – und damit direkt in sein höhlenartiges Labyrinth.

Pressestimmen und Videobeiträge
Teilnehmende KünstlerInnen

Der chinesischer Konzeptkünstler und Bildhauer Ai Weiwei wurde 1957 in der chinesischen Hauptstadt Peking geboren. Auf provokative Weise kombiniert er traditionelle Symbole chinesischer Geschichte mit zeitgenössischen Themen. Ai engagiert sich häufig für Menschenrechte und Demokratie, übt Kulturkritik und prangert das globale Ungleichgewicht der Macht an. Das macht ihn zu einer politischen Zielscheibe. Dieses Spannungsverhältnis aus Provokation von Seiten des Künstlers, aber auch den Ablehnungen gegen ihn, kennzeichnet weite Teile seiner Arbeiten.
(geb. 1981 in Brixen, Italien) studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Berlin und Wien. 2011 schloss sie ihr Magisterstudium an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über den Begriff der Transzendenz bei Emmanuel Levinas und Georges Bataille ab und arbeitet seit 2012 als freie Künstlerin, Texterin und Lektorin. In ihren textilen Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Taktilität und Historizität gesammelter Stoffe, innerbildlicher Räumlichkeit und kompositorischer Organisation.
(*1967 in Frankreich). Von 1993 bis 2003 arbeitete er für die Zeitung Libération und danach für verschiedene internationale Publikationen, darunter: l’Express, Telerama, Marie Claire, Geo, National Geographic, The New York Times. Er hat als Fotograf an verschiedenen Dokumentarfilmen mitgewirkt. Seit Januar 2011 richtet er seine Aufmerksamkeit auf Orte, an denen Menschen ihrer Freiheit beraubt werden, und auf Haftanstalten in Frankreich.
(geb. 1983) ist ein elektronischer Musiker und bildender Künstler aus Berlin. Seit 2009 erschienen auf Raster-Noton zahlreiche musikalische Veröffentlichungen Lichtenbergers. Er spielte auf diversen international bekannten Festivals für elektronische experimentelle Musik (u. a. Ars Electronica Linz, Elektra Montreal) und verwirklichte multimediale Installationen national und international (u. a. „5 Fen Fires“ Ex Dogana Rom, „Andyrchie IV“ Archäologisches Museum Tiflis, „PPP“ Krome Galerie Berlin). Die von visuellen Repräsentationen und zum Teil installativen Interventionen begleiteten Konzerte fanden Eingang sowohl im Clubkontext (u. a. Berghain Berlin, Roundhouse London) als auch in konzertanten, künstlerischen Kontexten (u. a. MACBA Barcelona, Konzertgebouw Brügge, Villa Massimo Rom).
In den seinen Installationen und Performances sowie in den visuellen Arbeiten und musikalischen Kompositionen operiert Lichtenberger mit dem Gegensatzpaar digitaler Automatisierung und intimer Narrativität. Aus dem Zwischenraum materieller Metaphorik und konzeptioneller Strategie entwickelt er eine Beobachtungsgeschichte biographischer Landschaftlichkeit als Bedingung der Möglichkeit künstlerischer Produktion.
(*1966 in Kassel). Nach einer Lehre als Schilder- und Lichtreklameherstellerin sowie einem Grafik-Design Studium an der FH Hannover wechselte Eva Hocke an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, mit dem Schwerpunkt auf Zeitschriftengestaltung. Sie ist Mitherausgeberin und Gestalterin des „Mauerläufer“, einem thematischen Jahresheft für Literatur und Kunst im Bodenseeraum. Daneben gestaltet Eva Hocke Bücher, Objekte und Räume. Sie lebt und arbeitet in Bad Saulgau.
(Christoph,*1983 in Bonn, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und Sebastian, *1981 in Bonn, Studium an der Kunstakademie Umeå, SE) leben in Schweden und arbeiten großformatig und interdisziplinär in einer Bildsprache, die Materialsammlungen mit diversen anderen Medien kombiniert. In ihren immersiven Installationen werden Fragen nach Identität und Machtverhältnissen sowie Konflikte die unseren Alltag beeinflussen, untersucht. Zusammen haben sie in Institutionen wie The Koppel Project (London, UK), DG Kunstraum (München), Plateforme (Paris, FR), Kunstverein Baden (Baden, AT), Sinne (Helsinki, FI), Kristianstads Konsthall (Kristianstad, SE), Vestfold Kunstsenter (Tønsberg, NO), Æther (Sofia, BG) und Ostrale Biennale (Dresden) ausgestellt.
(*1990) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit philosophischen Dilemmata und traditionellen Fragen der Metaphysik. Neben Video umfassen seine Arbeiten auch Musik, Grafik und Skulptur. Seine Arbeiten wurden u.a. beim European Media Art Festival, Celeste Prize und Sluice Biennale in London und der Biennale im Haus der Kunst sowie beim Exchange Rates in New York ausgestellt. 2019 erhielt er den Karl & Faber Preis für seinen Animationsfilm „Nichts“.

(*1971 in Appley Bridge, Lancashire, England) arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, darunter Fotografie, Film, Installation, Skulptur und Malerei. Seine vielfältigen Themen befassen sich mit abstrakten Vorstellungen von Zeit, Raum, Geschichte und Erinnerung sowie mit der Frage, wie sich diese Konzepte aufeinander beziehen und überschneiden. Er untersucht das symbolische und emotionale Potenzial von Objekten, Orten und Situationen, um Werke zu schaffen, die sowohl eine historische als auch eine persönliche Resonanz haben.

(*1969 in Rheydt) ist bekannt für seine begehbaren und gebauten Räume. Seine bekannteste Arbeit ist das „Haus u r“ in Mönchengladbach- Rheydt (1985-Gegenwart), dass er unter anderem 2001 als Totes Haus u r in dem deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig aufbaute und damit den Goldenen Löwen als beste Arbeit gewann. Neben seinen raumgreifenden Bauten arbeitet Gregor Schneider auch in den Medien Photographie, Video und Skulptur .
(*1964 in München) studierte zunächst von 1987 bis 1990 in München an der Akademie der Bildenden Künste. Im Anschluss daran folgte ein zweijähriges Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Fritz Schwegler. Im Jahr 1994 absolviert er sein Master of Fine Arts am Goldsmith’s College London. Bekannt geworden ist er durch seine besondere Vorgehensweise: Mit Hilfe von Papier und Karton baut Demand bekannte Orte nach, um sie anschließend zu zerstören. Allein seine großformatigen Fotografien sind Zeugen dieser Orte.
(* 4. März 1964 in Reken) studierte von 1987 bis 1993 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Günther Uecker und Alfonso Hüppi. Auf Grund seines Facettenreichtums entzieht sich sein Werk einer eindimensionalen Festlegung. In den 1990er Jahren wurde er einem breiteren Publikum mit hochglänzenden Polyester-Skulpturen bekannt. Ab 1999 arbeitete Rentmeister wiederholt mit Nutella- und Penatencreme. Seitdem finden sich in seinen Arbeiten (vom Kühlschrank über Zuckerwürfel und Wattestäbchen) immer wieder Haushaltsmaterialien aus industrieller Massenanfertigung.
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